2006


Im Jahre 2006 wurden vier Vorträge gehalten – vor dem Publikum, das nicht nur nicht hörend, sondern auch hörend ist- Des weiteren nicht nur DMVL 1957 – Mitglieder, sondern auch Mitglieder anderer Vereine im Stadtverband der Hörgeschädigten, Auch gehörlose Nichtmitglieder und hörende Gehörlosenfreunde nahmen am Kommunikationsforum teil. So entstand der fruchtbare Gedankenaustausch. Es handelte sich um Informationen, Wissenvermittlungen und Abbau der Vorurteile.


28. 04. 2006

Gechichte der Rannischen Vorstadt (jetziges Waldstrassenvirtel)

 

Jeder Vortrag ist von großem Interesse, Herr Dr. Ulrich Baumgärtel (hörend) ließ uns in die Historie das Waldstrassen-Viertels einblicken. An dessen südwestlicher Ecke steht unsere Villa Davignon, der jetzige Sitz des Stadtverbandes der Hörgeschädigten Leipzig e.V.

Es ist deshalb wert, näheres über die historische und bauliche Entwicklung des Gebietes zu erfahren, und zwar von der ersten Ansiedlung, Stadtgründung, Naturkatastrophen und Kriegszerstörungen bis zur Wiederherstellung der denkmalwürdigen Häuser und Errichtung der modernen Häuser und zur noch in Gange arbeitenden Öffnung der Flüsse, darunter Elstermühlgraben.


15. 06. 2006

Gehörlose Schüler und Lehrer als Briefautoren

 

Das Rundtischgespräch mit Herrn Dr. Hans-Uwe Feige, selbst gehörlos regt uns zum Nachdenken an. Wie notwendig nebst der Gebärdensprache die Schriftsprache für unser Leben innerhalb der Welt Hörender ist.

Er wies anhand der Dokumenten nach, dass damals taubstumme Schüler und Erwachsene ihre Gedanken bzw. Mitteilungen schrieben? Und das schon vor der Gründung der ersten deutschen Taubstummenanstalt!

Um 1900 gab es gehörlose Persönlichkeiten, die dank der Schulbildung selbstbewusst denken, schreiben, handeln und für ihre tauben Mitmenschen kämpfen konnten. Sie veröffentlichten sogar ihre Schriften.

Wir Hörunfähige sollten das als gutes Beispiel in unserem Streben nach höherem Niveau nehmen.


23. 06. 2006

Unterschiede zwischen Gehörlosen und Hörenden

 

Genau so wichtig ist der Vortrag „Gehörlos, na und!“ von Katja Fischer, ebenfalls gehörlos, für unsere Lebensführung unter Hörenden. Wir sind zwar andere Menschen, aber wir haben unsere Sprache, die Gebärdensprache, ohne die unser Denken nicht gedeihen würde. Das Anderssein, das heißt Nichthören und Gebärden, bestimmt unseren Weg, unser Verhalten und erweitert den geistigen Horizont.

Unsere Kultur ist eigenständig – aufgrund dieser stillen Sprache.

Zum Beispiel hören wir die Musik nicht, spüren aber ihren Rhythmus. Sogar in Kunstwerken sehen und empfinden wir die stille Musik. Wir lieben unsere taube Welt, in der das sozio-kulturelle Niveau sich dank der Gebärdensprache und Schriftsprache steigert.


10. 11. 2006

Minderheit in Minderheit - Schwul und gehörlos

 

Der Vortrag von Thomas Mauersberger offenbarte das Tabu und gab aufschlussreiche Aufklärung über Homosexualität. Woran liegt es, dass einer schwul wurde. Liegt es am Schicksal, liegt es an Problemen, liegt es an Gen etc.? Schon im Altertum war sie bekannt. Er führte an, dass der Nervenarzt Sigismund Freud nicht nur die Anwendung der Begriffe „Degeneration“ und „Perversion“ auf Homosexualität kritisierte. Er wies sie als genetische, also nicht zu verdrängende Anlage nach. Auch bei anderen Kulturvölkern in allen Ecken der Welt. Man denke an Samurai oder buddhistische Mönche etc. Bei uns in Deutschland gibt es bis zu etwa 5 Prozent. Die Zahl der Homosexuellen wird nie zunehmen, wie es die Kulturgeschichte beweist.